Sportlich 02/2021

DAS TSV-MAGAZIN www.tsvtrudering.de 5 dem Thema 360°-Blick. Die Schule ist eine Perspektive, die andere das Nachwuchs Leistungszentrum, und dann noch der Probebe- reich. Der große Unterschied ist, dass du im Nachwuchs als Trainer eher einforderst, dass die Spieler sich an den Trainer anpassen. Im Profifußball ist es eher so, dass du dich als Trainer den Spielern anpassen musst. Man sagt, der Trainer hat seine Spielphilosophie und die will er vermitteln. Im Profibereich hast du dann so eine heterogene Gruppe zwischen 18 und 34 Jahren, unterschiedliches Vorwissen, 17 Kulturen, unterschiedliche schulische und sportliche Ausbildung, und jetzt musst du es schaffen, eine gemeinsame Idee auf den Platz zu bringen. In der Schule hast du Gleichaltrige, die in der Regel laut Lehrplan das gleiche Vorwissen haben. Da ist die Herausforderung wie auch im Nachwuchs deutlich geringer. Ich finde, du musst als Trainer nur schauen, dass das Fußballspiel im- mer noch ein Spieler-Spiel ist und kein Trainer-Spiel. Man muss da aufpassen, sich nicht zu sehr zu verwirklichen. TSV Woher kommt deine Lust für das Lehren im Sport? Manuel Für mich war der Leistungskurs Sport das prägende Er- lebnis: ich wurde da erstmals auf die Frage nach dem Warum auf wissenschaftlicher Ebene mit Inhalten konfrontiert. TSV 2016 hast du mit dem Einzug als Trainer in die Bundesliga die Lehrertätigkeit eingestellt. Manuel Ich habe mich beurlauben lassen. Das war eine interes- sante Geschichte: ich war im Dezember 2016 mit meiner Family im Urlaub in Ägypten, dann bekomme ich einen Anruf von Schal- ke: „Du, wir stellen den Trainer frei, du musst morgen das Training übernehmen“ „Ich bin jetzt gerade in Hurghada“ „Wir haben dir die Flüge schon gebucht, du musst in 2 Stunden am Flughafen sein“. So ging das Thema Bundesliga los, ein sehr interessanter Einstieg. TSV Die Wenigsten wissen, dass du auch in Trudering Trainer warst! Wie kam es denn dazu, dass du beim TSV die Zwergerln trainiert hast? Manuel Weil mein Sohn da selber aktiv war. Die Altersklasse hat- te ich noch nie trainiert und fand es mal ganz spannend, ein biss- chen zu unterstützen. Man trifft da echt auf Herausforderungen, Situationen, Erkenntnisse, die du als Trainer wieder mitnehmen kannst. Ein Beispiel: man sagt den Kindern „Freilaufen“, im Fußball ein gängiger Begriff, nicht aber fürs Kind. Wir denken ja immer in Bildern, aber der 5jährige hat dazu noch kein Bild im Kopf. Also muss ich diese Bilder so erzeugen, dass jeder das Gleiche zum Be- griff im Kopf hat. Das sind Erkenntnisse, die du als Trainer mitneh- men kannst. Ich find’s aber schade, wie schwierig das heutzutage mittlerweile ist, einfach Trainer von einer Mannschaft zu sein, weil du meistens hauptberuflich ohne Ende eingespannt bist. Außerdem wird immer mehr davon ausgegangen, dass der Trainer das Kind erziehen muss, aber, stopp: das ist immer noch Elternsache. Ich hab riesigen Respekt vor jedem Trainer, weil, die legen die Grundlagen. TSV Dein Sohn spielt weiterhin Fußball beim TSV, in welcher Mannschaft spielt er aktuell? Manuel Er kommt jetzt in die F Jugend, hat zweimal die Woche Training und freut sich immer riesig. Ich finde, dass auch die Eltern- schaft der Mannschaft einfach Freude macht, das gehört mit dazu. Wir müssen extrem aufpassen, dass wir unseren Kindern Werte vermitteln. Das geht im Mannschaftssport recht gut. Hier in der F Jugend in Trudering macht das mit den Spielern und den Eltern einen Riesenspaß. TSV Was verstehst du unter Vermittlung von Werten? Manuel Ich glaube, man muss Zusammenhänge im Leben erkennen, auch schon in jungen Jahren: wenn ich trainiere und hart arbeite, werde ich besser. Aber Leistung ist bei uns heutzutage ja fast nichts oder weniger wert. Es kann nicht sein, dass es auf Turnieren keine Platzierung gibt. Die Kinder wollen sich messen. Du brauchst einfach Durchsetzungsvermögen, auch fürs spätere Leben. Ich denke, Leistung sollte schon was wert sein. Wie im Pro- fibereich: du brauchst ein gutes Konfliktmanagement, die Spieler erwarten geführt zu werden. In der Jugendmannschaft bei meinem Sohn ist das wirklich so, dass wir eine sehr hohe Wertegleichheit haben. Was aber nicht heißt, dass man nur streichelt, es gibt klare Regeln. Die merken halt, wenn sie an etwas arbeiten, werden sie besser. TSV Kannst du beim Training deines Sohnes nur als Papa zu- schauen? Manuel Naja, das ist gar nicht so einfach. Ich pendele da schon immer zwischen Neutral - Papa - Trainer, die drei Rollen, die ich da immer wieder einnehme. TSV Am Ende noch eine letzte Frage, die damit zu tun hat, dass bekannte Trainer Vereine gerne mit Flaschen vergleichen: Trapatto- ni die Bayern mit „Flasche leer“, M.B. die Schalker mit „Flasche Ketchup“. Welche Flasche wäre der TSV Trudering? Manuel Ich glaube, gar nicht nur eine, das wären mehrere. Das Interessante ist, dass es verschiedenste sind. Ich bin mit denen vom TSV Trudering sehr zufrieden! TSV Danke Manuel für das launige Gespräch! Die Langversion dieses Interviews könnt ihr nachlesen unter: www.tsvtrudering.de/verein/interviews Manuela Schwarz führte die Interviews mit unseren Kooperationspartnern, hier im Bild mit Manuel Baum.

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